Bild: Mercedes-Benz USA

Nicht nur mit dem elektrischen Antrieb ist Tesla zum Vorbild für die größten und besten Auto-Hersteller der Welt geworden, sondern auch bei der Digitalisierung von Fahrzeugen und ihren Funktionen. So überraschte das US-Unternehmen Besitzer des Model 3 Long Range Ende 2019 mit dem Angebot, die Leistung des Elektroautos mit einem Software-Update für 2000 Dollar nachträglich zu erhöhen. Etablierte Hersteller wollen solche Geschäfte ebenfalls erschließen, und zum Beispiel Mercedes bietet für seine EQ-Elektroautos jetzt praktisch das Gleiche an, aber mit mehr Optionen. Außerdem will das deutsche Unternehmen seine Entwicklung mit Hilfe aus der Formel 1 beschleunigen.

Mercedes-Preis jetzt näher an Tesla-Niveau

Den „Beschleunigungs-Boost“ bei Tesla gibt es inzwischen auch für das Model Y Long Range, in Europa für 1800 Euro. Bei Mercedes USA erschien Ende 2022 das neue Produkt „Acceleration Increase“ für die Elektroautos EQS, EQE und deren SUV-Varianten. Es war allerdings noch als „coming soon“ angegeben. Zudem sollte man die Zusatzleistung nur mieten können statt kaufen wie bei Tesla, und zwar für 1200 Dollar im ersten Jahr. Das erschien im Vergleich teuer, und tatsächlich hat Mercedes den Jahrespreis beim EQE laut einer Mitteilung jetzt halbiert und beim EQS auf 900 Dollar gesenkt.

In einem neuen Modell kann man die Elektroauto-Stärkung auch monatlich mieten. Bei der Limousine EQE 350 4Matic mitsamt dem SUV-Ableger (s. Foto oben) kostet das 60 Dollar, beim EQS 450 4Matic in beiden Formaten 90 Dollar pro Monat. Und wie Tesla bietet Mercedes die zusätzlichen PS für schnellere Beschleunigung jetzt auch zum Kaufen an: Für die „Lebenszeit des Fahrzeugs“ beträgt der Preis 1950 Dollar (EQE) bzw. 2950 Dollar (EQS).

Mehr Leistung im Abo könnte bei Tesla bald folgen, zumal das Unternehmen seine Autopilot-Option FSD in Nordamerika schon seit Mitte 2021 für 199 Dollar pro Monat anbietet. Auf verschiedene Arten wollen sich auch andere Hersteller Einnahmen lange nach dem Verkauf eines Autos sichern. BMW etwa erregte Mitte 2022 in den USA Aufsehen, weil über seine Pläne berichtet wurde, 18 Dollar pro Monat für dien Aktivierung der Sitzheizung zu verlangen. Davon distanzierte sich Mercedes USA jetzt diskret: Bereits in Hardware verbaute Standard-Funktionen wie beheizte Sitze würden nicht als digitale Extras angeboten, heißt es in der aktuellen Mitteilung.

Bessere Elektroautos mit Hilfe aus Formel 1

An den passenden Modellen und Preisen wird also noch gearbeitet. Das Gleiche gilt für den Antriebsaspekt von Elektroautos, wo Tesla ebenfalls vorgelegt hat. Hier will Mercedes mit Hilfe seines Formel-1-Teams aufholen, sagte laut einem Bericht von Reuters sein Technologie-Chef Markus Schäfer. Das sei ein Vorteil, über den Tesla und andere Hersteller nicht verfügen würden. So sei das extrem effiziente Konzept-Elektroauto Mercedes EQXX, vorgestellt Anfang 2022, mit Hilfe des Teams in Großbritannien innerhalb von nur 18 Monaten entwickelt worden. Bei Serienfahrzeugen haben man die Entwicklungszeit von 58 Monaten auf wenig über 40 Monate verkürzt.

Effizienz sei ein entscheidender Faktor für die schnellere Verbreitung von Elektroautos weltweit, sagte Schäfer laut Reuters weiter. Elemente des EQXX sollen bei einer ab 2024 produzierten neuen Plattform wiederzufinden sein und die Formel-1-Techniker auch weiterhin dazu beitragen, Effizienz-Potenziale zu nutzen. Derzeit seien sie mit einem halben Dutzend Projekten zur Entwicklung von Komponenten für Mercedes-Serienautos beschäftigt, darunter Batterien, Wechselrichter und neue Generationen von Elektroauto-Motoren.