Ausbildung ist alles andere als einfach, Ausbildungsabbrüche im Handwerk häufig. Wenn Schwierigkeiten auftreten, können sich Handwerker aber Unterstützung holen. An wen sie sich wenden müssen.
Ausbildung ist komplexer geworden, noch mehr Azubis und Ausbilder schmeißen die Ausbildung vor der Zeit wieder hin. Im vergangenen Jahr wurden 33,6 Prozent der Ausbildungsverträge vor der Zeit wieder aufgelöst, laut Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2023 ist das unter allen Wirtschaftsbereichen die höchste Quote. Der Bundesdurchschnitt betrugt 26,7 Prozent.
Besonders stark betroffen waren Gebäudereiniger, Kosmetiker und Friseure, einige Bauberufe wie Dachdecker, Maler und Gerüstbauer sowie die Lebensmittelberufe im Handwerk.
Was zu Ausbildungsabbrüchen führt
Die Vertragslösungsquote fiel umso höher aus, je niedriger der allgemeinbildende Schulabschluss der Auszubildenden war. Da das Handwerk in vielen Gewerken auch Jugendlichen mit niedrigem Schulabschluss eine Chance gibt, ist diese Gruppe hier besonders groß.
Im Handwerk hatten 42,3 Prozent der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag einen Realschulabschluss. 35,5 Prozent besaßen einen Hauptschulabschluss, 16,6 Prozent verfügten über eine Studienberechtigung. 3,6 Prozent hatten keinen Hauptschulabschluss.
Zum Vergleich: In Industrie und Handel hatten 2021 40,5 Prozent einen Realschulabschluss, 35,4 Prozent eine Studienberechtigung, 19,5 Prozent einen Hauptschulabschluss und 2,5 Prozent keinen Hauptschulabschluss
Wer am häufigsten die Ausbildung abbricht
Der Bildungsbericht zeigt auch, dass die Staatsangehörigkeit bei der vorzeitigen Auflösung der Verträge eine Rolle spielt. Von den Ausbildungsverträgen der ausländischen Auszubildenden wurden im Durchschnitt 35,3 Prozent vorzeitig gelöst, von den Verträgen der Auszubildenden mit deutscher Staatsangehörigkeit 25,5 Prozent. Diese Unterschiede stehen auch im Zusammenhang mit dem jeweiligen Schulabschluss der Auszubildenden.
Der Berufsbildungsbericht warnt bei der Interpretation dieser Zahlen zu Vorsicht. Vertragslösungen können beispielsweise bei einer Personengruppe höher ausfallen, weil diese stärker in Ausbildungsberufen, Betrieben oder Regionen mit hohen Lösungsquoten zu finden sind.
Gerade Kleinbetriebe wie im Handwerk zählen zu den Unternehmen mit den höchsten Lösungsquoten, zeigt eine Analyse des IAB-Betriebspanels 2019. Zum anderen können die Lösungsquoten in Berufen höher ausfallen, weil Personen mit höherer Lösungswahrscheinlichkeit dort stärker vertreten sind.
Je korrekter die Behandlung, desto zufriedener der Azubi
Befragt man Auszubildenden danach, wie zufrieden sie mit ihrer Ausbildung sind, zeigt sich ein klarer Zusammenhang mit der Behandlung durch ihre Ausbilder. Wie der DGB Ausbildungsreport 2022 zeigt, waren über 90 Prozent der Auszubildenden mit ihrer Ausbildung sehr zufrieden oder zufrieden, wenn sie immer korrekt behandelt wurden. Nur 23 Prozent waren zufrieden, wenn sie sich selten oder nie korrekt behandelt fühlten.
Allerdings ist genau das schwierig für viele Ausbilder. Was für sie normaler betrieblicher Alltag ist, erscheint manchen Jugendlichen unangemessen. Beratungsangebote richten sich folglich immer an beide Seiten, Ausbilder wie Auszubildende. Eine erste Anlaufstelle, um einen Überblick über die Angebote zu bekommen, ist die kostenlose Ausbildungsberatung der Handwerkskammer.
Überblick über die Hilfen der Arbeitsagentur
Vor der Ausbildung:
- Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB): Mit der BVB unterstützt die Arbeitsagentur junge Menschen dabei, ihre Berufswahlentscheidung zu treffen, die berufliche Handlungsfähigkeit zu erweitern und in eine Berufsausbildung einzumünden. Teilnehmer können während der Maßnahme ihre Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten erweitern, überprüfen und bewerten. Hospitationen und Praktika dienen zur Orientierung, betriebliche Qualifizierungspraktika fördern die berufliche Handlungskompetenz. Damit ergeben sich außerdem Übernahmechancen in betriebliche Ausbildung.
- Vorphase AsA: Während bei der BVB ein großer Fokus auf die berufliche Orientierung gelegt wird, ist die Vorphase der AsA für eine andere Gruppe gedacht. Sie hilft jungen Menschen, einen Ausbildungsplatz zu finden, wenn sie bereits die Ausbildungsreife besitzen und ihre Berufswahlentscheidung getroffen haben. Die Vorphase bietet schwerpunktmäßig Unterstützung bei der Suche und Aufnahme einer betrieblichen Berufsausbildung einschließlich auch berufsorientierender Elemente. Auch hier gibt es betriebliche Praktika.
- Einstiegsqualifizierung (EQ). Eine Einstiegsqualifizierung ist ein sozialversicherungspflichtiges Praktikum. Die Agenturen für Arbeit oder die Jobcenter fördern dieses durch einen Zuschuss zur Praktikumsvergütung und eine Pauschale für die Beiträge zur Sozialversicherung. Durch die Einstiegsqualifizierung werden die Praktikanten auf eine Ausbildung in einem konkreten Beruf vorbereitet. Ziel ist es auch, dass die Teilnehmer und Betrieb sich kennenlernen und später eine Ausbildung daraus entsteht.
Während der Ausbildung:
- AsA flex: Bei der assistierten Ausbildung erhält der Auszubildende eine flexible, persönliche Förderung neben der Ausbildung. Das kann in Form von Stützunterricht geschehen, durch den Abbau von Bildungs- und Sprachdefiziten oder durch eine sozialpädagogische Betreuung. Die assistierte Ausbildung (AsA) gibt es seit 2015. 2020 wurde sie mit dem Gesetz zur Förderung der beruflichen Weiterbildung im Strukturwandel und zur Weiterentwicklung der Ausbildungsförderung verstetigt. Seither heißt sie AsA flex. Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH), die vorher ein separates Angebot waren, wurden integriert. Der Fokus liegt jetzt stärker auf dem individuellen Unterstützungsbedarf der Teilnehmer. Die Auszubildenden haben eine feste Bezugsperson, die sie kontinuierlich begleitet. Die Betreuung darf aber auch nach Bedarf ruhen und bis maximal ein Jahr nach Ausbildungsende andauern.
Hilfen bei drohendem Ausbildungsabbruch
Erste Anlaufstelle für Ausbilder wie Auszubildende ist die jeweilige Handwerkskammer vor Ort. Die Ausbildungsberater besuchen Betriebe, begleiten die Parteien und helfen, weitere Unterstützung zu finden.
- Die Beratungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Handwerk und Mittelstand GmbH (BWHM GmbH) bietet eine eigene Webseite, mit der sie Ausbilder, Azubis, Lehrkräfte und Eltern bei Schwierigkeiten in der Ausbildung unterstützt. Unter "Erfolgreich ausgebildet" finden sich umfangreiche und kostenlose Tipps, Checklisten sowie weiterführende Links.
- Für einen leichteren Einstieg hat die Handwerkskammer Stuttgart einen "Kleinen Azubi-Knigge" aufgesetzt.
- Die "Joblinge" sind eine gemeinnützige Aktiengesellschaft. Sie bündeln das Engagement von Wirtschaft, Staat und Privatpersonen und helfen jungen Menschen durch ein intensives Mentorenprogramm, ihre Startschwierigkeiten in den Arbeitsmarkt zu überwinden.
- VerA heißt ein Angebot des Senior Experten Services. Die Abkürzung steht für "Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen" und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. VerA bringt junge Menschen, denen die Ausbildung schwer fällt, mit ehrenamtlichen Fachleuten im Ruhestand zusammen, die sie kostenlos begleiten.
Author: Rebecca Castillo
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